Digitale Zugänglichkeit: Barrierefreiheit auf Webseiten
Ab dem 28. Juni 2025 besteht eine rechtliche Verpflichtung zur Barrierefreiheit für viele Webseiten und Apps, die durch das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) festgelegt wird. Das BFSG implementiert die EU-Richtlinie des European Accessibility Act (EAA), wodurch einheitliche europaweite Standards für Barrierefreiheit eingeführt werden.
Datum:
8. Februar 2024
Autor:
Fabienne Fischer
Was ist Barrierefreiheit
Der Begriff „barrierefrei“ bezieht sich darauf, dass ein Produkt, eine Dienstleistung oder eine Einrichtung ohne jegliche Einschränkungen zugänglich ist, unabhängig von möglichen Behinderungen oder Erkrankungen. Sprechen wir von Barrierefreiheit in Bezug auf Webseiten, bedeutet das, Webseiten so zu gestalten und zu entwickeln, dass sie für alle Menschen zugänglich und nutzbar sind, unabhängig von ihren Fähigkeiten, Einschränkungen oder technischen Voraussetzungen.
Warum ist Barrierefreiheit auf Webseiten wichtig
Eine barrierefreie Webseite gewährleistet, dass Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Einschränkungen gleichberechtigt am digitalen Leben teilhaben können. Dies fördert soziale Inklusion und trägt dazu bei, dass niemand aufgrund von Einschränkungen ausgeschlossen wird.
Die Barrierefreiheit von Webseiten ist keineswegs auf Menschen mit dauerhaften Behinderungen beschränkt, sondern sie profitiert auch von vielen anderen Benutzergruppen. Mit zunehmendem Alter können physische Fähigkeiten abnehmen, was die Nutzung von digitalen Plattformen erschweren kann. Websites mit klaren Schriftarten, einfachen Navigationselementen und verständlichen Inhalten erleichtern auch älteren Menschen den Zugang zu Informationen und Dienstleistungen im Internet. Verletzungen oder temporäre gesundheitliche Beeinträchtigungen können die Fähigkeit zur Nutzung von Websites vorübergehend einschränken. Zudem berücksichtigen Suchmaschinenalgorithmen oft die Benutzerfreundlichkeit und Zugänglichkeit einer Website, was sich positiv auf das Ranking in den Suchergebnissen auswirken kann.
Barrierefreiheit geht somit weit über die Unterstützung von Menschen mit Behinderungen hinaus.
Häufige Barrieren und ihre Lösungen
In einer digitalen Ära, in der Barrierefreiheit eine zentrale Rolle spielt, ist es entscheidend, sich der Hindernisse bewusst zu sein, auf die Nutzer mit unterschiedlichen Fähigkeiten stoßen können. Von fehlenden alternativen Texten für Bilder bis hin zu ungeeigneten Kontrasten und unklaren Navigationsstrukturen – wir werden einige dieser Herausforderungen genauer betrachten und praxiserprobte Lösungen vorstellen.
1. Fehlende Alternative Texte für Bilder:
Barriere: Menschen mit Sehbehinderungen können keine visuellen Inhalte verstehen.
Lösung: Fügen Sie aussagekräftige alternative Texte zu Bildern hinzu, damit Bildschirmleseprogramme die Informationen vermitteln können.
2. Inadequater Kontrast zwischen Text und Hintergrund:
Barriere: Geringer Kontrast beeinträchtigt die Lesbarkeit.
Lösung: Gewährleisten Sie ausreichenden Kontrast und berücksichtigen Sie verschiedene Farbprofile für optimale Lesbarkeit.
3. Fehlende Untertitel für Videos:
Barriere: Menschen mit Hörbeeinträchtigungen haben Schwierigkeiten, Audioinhalte zu verstehen.
Lösung: Integrieren Sie Untertitel zu Videos und ermöglichen Sie individuelle Einstellungen für Untertitelsprache und -position.
4. Unklare Navigationsstrukturen:
Barriere: Eine verwirrende Navigation erschwert die Orientierung für alle Benutzer.
Lösung: Gestalten Sie eine klare, konsistente Navigationsstruktur mit deutlichen Überschriften und sinnvollen Verknüpfungen.
5. Nicht anpassbare Schriftgröße:
Barriere: Menschen mit Sehproblemen haben Schwierigkeiten, kleine Texte zu lesen.
Lösung: Ermöglichen Sie die Anpassung der Schriftgröße, um den individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden.
6. Fehlende Tastaturzugänglichkeit:
Barriere: Menschen mit motorischen Einschränkungen können die Website nicht mit der Tastatur bedienen.
Lösung: Stellen Sie sicher, dass alle Funktionen und Inhalte mit der Tastatur navigierbar sind.
7. Nicht getestet auf unterschiedlichen Browsern und Geräten:
Barriere: Die Website kann auf bestimmten Geräten oder Browsern nicht richtig funktionieren.
Lösung: Führen Sie regelmäßige Tests auf verschiedenen Plattformen durch, um eine konsistente Leistung sicherzustellen.
8. Fehlende Optionen für individuelle Anpassungen:
Barriere: Benutzer können die Website nicht an ihre Bedürfnisse anpassen.
Lösung: Bieten Sie Optionen für Anpassungen wie Kontrast, Schriftgröße und andere an.
Relevante Gesetzgebung und Standards
Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) sind international anerkannte Standards, die vom World Wide Web Consortium (W3C) entwickelt wurden, einer Organisation, die sich auf die Definition von Webstandards spezialisiert hat. Diese Richtlinien dienen als fundamentales Instrument zur Erfüllung gesetzlicher Anforderungen im Bereich der Barrierefreiheit im Web.
Die WCAG basieren auf vier grundlegenden Prinzipien:
Wahrnehmbarkeit
Bedienbarkeit
Verständlichkeit
Robustheit
Diese Prinzipien legen die Grundlage für eine Reihe von Richtlinien und Empfehlungen des W3C fest, die darauf abzielen, digitale Inhalte für Menschen mit Behinderungen zugänglich zu machen. Dabei werden Erfolgskriterien definiert, die in drei Konformitätsstufen unterteilt sind: A (Grundlegende Barrierefreiheit), AA (Mittlere Barrierefreiheit) und AAA (Höchste Barrierefreiheit).
Ein wichtiger Aspekt der WCAG ist ihre Technologieunabhängigkeit, die sicherstellt, dass die Richtlinien für verschiedene Arten von Inhalten und Technologien gelten, darunter Websites, mobile Anwendungen und andere digitale Plattformen.
Diese international anerkannten WCAG-Richtlinien dienen als Referenz für viele Länder bei der Gestaltung ihrer eigenen Barrierefreiheitsgesetze und -richtlinien. Organisationen weltweit orientieren sich an den WCAG, um sicherzustellen, dass ihre digitalen Inhalte für alle Nutzer zugänglich sind.
In vielen Ländern gibt es Gesetze und Vorschriften, die die Barrierefreiheit von Webseiten vorschreiben.
Zusätzlich zu den WCAG existieren auch andere Standards weltweit, die die Barrierefreiheit von digitalen Inhalten fördern. In den USA gelten beispielsweise die „Section 508 Standards for Electronic and Information Technology“, während die Europäische Norm EN 301 549 Anforderungen an die Barrierefreiheit von Informationstechnologieprodukten und -diensten in Europa festlegt. Die Internationale Organisation für Normung (ISO) hat ebenfalls Richtlinien in der ISO 9241-171 für die Gestaltung barrierefreier Software auf internationaler Ebene entwickelt.